Samstag, 19. November 2011
Möchtegern-Männer und die Farbe Pink XIX
Als er nach Hause kam, strömte ihm der Duft von frisch gebackenem Kirschkuchen aus der Küche entgegen. „Hallo! Ich wollte mich für die Gastfreundschaft revanchieren und du hattest alles da.
Ich hoffe du magst Kirschen?“ Was für eine absolut dämliche Frage, wo sie doch vorher selbst erklärt hatte, sie in seiner Wohnung gefunden zu haben. Mia war fröhlich und geschäftig. „Möchtest du ein Stück. Ich dachte noch ein Stück Kuchen und einen Kaffee, damit wir ein bisschen plaudern können und dann bin ich auch wirklich weg. Ich wollte nur nicht einfach verschwinden.“
„Musst du nicht zur Arbeit gehen oder so?“, fragte Brad, als er sich setzte und seine Kuchengabel in die Hand nahm. Es hörte sich sehr kalt und abweisend an, obwohl er das gar nicht intendiert hatte. „Gute Frage, um das Gespräch zu beginnen“, entgegnete Mia, während sie sich ein großes Stück vom Kuchen in den Mund schob. „Ich kann heute Nacht arbeiten. Ich bin Autorin und ich kann schreiben wann und wo ich will. Ein Grund, warum ich diesen Job liebe.“
„Wow, Autorin, hast du schon einmal etwas veröffentlicht, was ich mir kaufen könnte?“
„Nur eine Reihe von Artikeln in Zeitschriften und ein paar Gedichte in Sammelbänden, aber bald ist mein erster Roman fertig und es sieht alles sehr gut aus…“
Und sie futterten jeder drei Stücke Kuchen und unterhielten sich noch die nächsten paar Stunden über die Jobs und über ihre Familie, über ihre Vergangenheit und ihre Zukunftspläne über Gott und die Welt. Die Zeit verging wie im Nu und sie merkten überhaupt nicht wie spät es geworden war, bis Mia plötzlich den Mond und die Sterne bemerkte und auf die Uhr schaute. Sie schnappte sich darauf schnell ihren Mantel und ihre Mütze und machte sich auf den Weg.
Aber diesmal wollte sie nichts mehr dem Schicksal überlassen und ließ Brad ihre Telefonnummer da.
Brad für seinen Teil blieb noch eine Weile an dem Tisch sitzen und aß noch ein viertes Stück Kuchen
(Er würde morgen an der Bauchmaschine schon dafür sorgen, dass das seinem Sixpack keinen Abbruch tat).
So wirklich mit jemandem geredet hatte er nicht mehr, seit Anni nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Anni. Komisch, dass er jetzt an sie dachte. Was sie wohl machte? Ob sie glücklich war?
Ob sie auch jemanden zum Reden hatte so wie er Mia?
Und ob aus Mia und ihm wohl noch mehr werden konnte?
Zu viele Fragen und vor allem schon wieder viel zu Weichei-mäßig. Bäh, er musste echt aufpassen nicht so ein „Bon Jovi/James Blunt–Hybrid“ zu werden. Jetzt erst mal ins Bett schlafen, männlich träumen und morgen in seinem Stammfitnessstudio und danach auf der Arbeit glänzen und ein Vorbild für alle anderen Loser sein und dann… naja, dann sollte er schon weiter sehen.

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